Zwei „Lebens“-Fragen werden mir oft gestellt - und statt eines klassischen Lebenslaufs möchte ich hier auf diese Fragen eingehen.
- Wie bin ich zum Gesang gekommen?
- Was sind meine musikalischen und künstlerischen Interessen und Arbeitsfelder?
Der Weg dahin, eine Leidenschaft als den eigenen Beruf, die eigene Berufung zu erkennen und sich dafür zu entscheiden, führte bei mir über wichtige Umwege, die meine vielen Interessen spiegeln.
Nach dem Abitur besuchte ich zunächst das Freie Jugendseminar in Stuttgart, eine Art Studium generale für junge Menschen aus der ganzen Welt. Das Jahr am Jugendseminar war prägend und wichtig, weil ich mich intensiv mit meinen Fragen an mich, ans Menschsein und an die Welt auseinandersetzen konnte.
In meiner Kindheit und Jugend im schönen Heidelberg spielten Musik und Gesang eine selbstverständliche, wesentliche und spielerische Rolle.
Es brauchte jedoch noch einen Ausflug in die Sphäre der Wirtschaft, bis ich überhaupt auf den Gedanken kam, in der Musik und dem Gesang mehr zu sehen als ein leidenschaftliches „Hobby“.
Die Entscheidung für ein Gesangsstudium, dieses Ja-Sagen zur Musik, zum Gesang war ein Mut-Schritt. Ein Experiment. Und dann wie ein Ankommen in einer Welt, die gleichzeitig Zu Hause ist und unglaubliche Weiten eröffnet.
Von 2007 bis 2011 studierte ich Konzert- und Operngesang sowie Gesangspädagogik an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Angela Nick. In diesem Rahmen war ich auch Studentin der Liedklasse von Prof. Hans-Peter Müller.
Im Anschluss an mein Gesangsstudium studierte ich von 2011 bis 2012 die Bewegungskunst Eurythmie am Eurythmeum Stuttgart. Mehr zu meinen Beweggründen für die Beschäftigung mit der Eurythmie erfahren Sie unten auf dieser Seite.
Im Jahr 2012 bekam ich die Möglichkeit, im Staatsopernchor Stuttgart mitzuwirken – meine erste berufliche Anstellung, die mir wertvolle und vielfältige Erfahrungen und Einblicke in den Opernbetrieb eröffnete.
Parallel zum Opernchor hatte ich schon freiberuflich als Sängerin und Gesangspädagogin gearbeitet. Nach zwei Jahren entschied ich mich, den freiberuflichen Weg als Sängerin und Gesangspädagogin ganz zugehen, was mir vier wunderbare und ereignisreiche Jahre der Selbstständigkeit verschaffte.
Seit der Spielzeit 2019/20 bin ich als Solistin an der Staatsoper Darmstadt engagiert. Ich freue mich sehr, neben meinen eigenen Projekten und Konzertengagements nun Teil eines festen Solistenensembles zu sein und meine Spielfreude ebenso wie meine Fragen an den Kosmos Musiktheater hautnah bearbeiten und ausleben zukönnen.
Mich begeistert die Freiheit und Vielfalt in meinem stimmlichen, musikalischen und künstlerischen Schaffen!
Was sind für mich die Elemente dieser zu gestaltenden Vielfalt?
Im Folgenden finden Sie Gedanken zu den einzelnen weiten Feldern, die ich als Skizzen, nicht als Definitionen verstanden wissen will.
Ich schätze den Reichtum der sakralen Musik durch die Jahrhunderte. Werke aus vergangenen Epochen stellen die interessante Herausforderung, sie mit neuem Leben zu erfüllen und im Musizieren das Zeitlose und Aktuelle, das Allgemein-Menschliche und individuell Berührende herauszuarbeiten, zum Klingen zu bringen. Blicke ich auf zeitgenössische geistliche Musik, finde ich es spannend, wie es den jeweiligen Komponisten gelingt, in authentischer Form spirituelle Erfahrungen in einer Zeit zum Ausdruck bringen, der die selbstverständliche Religiosität weitgehend fremd ist. Wie klingt eine zeitgemäße Art der „Religio“, der Wiederverbindung mit etwas Spirituellem?
Ich habe mich schon immer sehr fürs Schauspielen begeistert. Ganz in eine Persönlichkeit einzutauchen, deren Art zu leben, zu denken, zu fühlen mir fern ist und doch irgendwo in Anklängen in mir schlummert, also auf der Bühne komplett jemand anderes zu werden und mich doch nicht so weit zu veräußern oder auszutauschen, dass ich mich verliere – dies empfinde ich als sehr reizvolles „Spiel“. Und dass sich in der Oper, im Musiktheater, Singen und Schauspielen verbinden lassen, ist einfach wunderbar und kommt meinem Motiv der Verbindung verschiedener Künste sehr entgegen. Dabei kann das „Spiel“ den Gesang einerseits beflügeln und befreien – andererseits fordert es eine bewusste Handhabung meines Instruments, so dass ich eben „frei“ auf ihm spielen kann.
Das Musiktheater regt einige Fragen in mir an:
Ist Oper nicht eigentlich eine Überforderung, ein Zuviel an Verschiedenem zur gleichen Zeit?
Wieso fehlt in einigen Werken eine wirklich fesselnde, tiefgründige, stringente Handlung, die über eine dramaturgisch dürftige „lovestory“ hinausgeht?
Wie zeitgemäß ist Oper? Oder eher:
Wie können Opern vergangener Epochen zeitgemäß inszeniert werden, ohne in allzu gewollte Aktualisierungen und krude Umdeutungen zuverfallen?
Was bedeutet es heute, neue Opern zu schreiben, aufzuführen, Menschen damit zu packen und zu berühren?
Das Lied vereinigt Poesie und Musik in sich und eröffnet auf kleinstem Raum eine ganze Welt, eine Bühne des inneren und äußeren Lebens, die ich klanglich und sprachlich gestalten kann – im Zusammenspiel mit dem Klavier. Mich fasziniert einerseits das ungeheure gestalterische Potenzial im Eintauchen in diese Gattung, andererseits die intime und facettenreiche Zusammenarbeit, die mit dem jeweiligen Duo-Partner im Lied möglich ist.
Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts fordert Wachheit, Experimentierfreude, Mut und ungemeine innere Aktivität von den Ausführenden wie von den Rezipienten. Unvoreingenommenheit, der Wille, manch lieb gewonnene Gewohnheit hinter sich zu lassen, und eingesundes Urteilsvermögen sind gefragt. Qualitäten, die mir auch für eine Lebensgestaltung als Zeitgenossin wichtig scheinen. Deshalb liebe ich die zeitgenössische Musik.
Das Singen in vokalen Ensembles fragt von jeder Sängerin, jedem Sänger, die eigene Stimme so zu führen und so lauschen zu lernen, dass ein wirklicher Zusammenklang der verschieden-gearteten Stimmen und damit ein Klang-Körper entstehen kann. Ich empfinde es stets als großes Glück, mit anderen Sängern zusammen zu arbeiten, denen eine gemeinsame lebendige und differenzierte Klangkultur ähnlich wie mir ein Anliegen ist. Chorisches und solistisches Singen schließen sich für mich nicht aus, sondern bereichern sich gegenseitig.
Neues und Kreatives, was die Menschen berührt, aufrührt, zum Nachdenken und Staunen anregt, entsteht oft in experimentellen Grenzgängen in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Künsten. In diesem Sinne suche ich den Kontakt mit anderen Künstlern verschiedener Bereiche – Klang begegnet der bildenden Kunst, Stimmkunst verbindet sich mit Bewegungs-Chiffren, in der Improvisation entsteht Musik im Moment…
Selbst aus der Geistesgegenwart heraus schöpferisch sein. Ohne Geländer.
Was macht Musik und Gesang mit dem Menschen?
In meiner pädagogischen Arbeit mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen kann ich immer wieder erleben, wie Singen unmittelbar berühren und verwandeln kann. Im chorischen Singen entsteht eine besondere Art von Gemeinschaft und pure vielgestaltige Freude. Die eigene Stimme klingend zu erheben, bringt die Menschen in Kontakt zu sich selbst und zum eigenen Körper, führt an Grenzen und darüber hinaus.
Die Beschäftigung mit der Eurythmie ist mir auch nach meinem einjährigen intensiven Studium ein wichtiges Anliegen.
Mir geht es dabei vor allem darum, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Singen und der Eurythmie als „sichtbarem Gesang“ bzw „sichtbarer Sprache“ zu erkunden und meinen Körper als Instrument durch die Bewegung zu ergreifen. Ferner bietet die Eurythmie einen Schlüssel zur bewussten Auseinandersetzung mit Phänomenen, die in der Musik oft unbewusst oder halbbewusst bleiben: Der Charakter der Sprache und der einzelnen Laute, die Qualitäten von Intervallen, von Dur und Moll, der melodische Fluss zwischen den Tönen… – all dies kann in der Eurythmie durch die Bewegung zum bewussten Erleben werden.
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